Kaiken - Der Judo Podcast

Oliver Flügel

# 8 | Stephan Leifeld - World Judo Federation, der andere Judo Welt Verband

24.10.2024 69 min

Zusammenfassung & Show Notes

World Judo Federation

Willkommen bei einer weiteren Etappe der Reise in die Welt des Judo! In dieser Episode haben wir die Ehre, Stephan Leifeld als Gast zu begrüßen. Er ist nicht nur ein erfahrener Judoka, sondern auch Mitbegründer der Welt Judo Federation. Stephan teilt seine persönlichen Einsichten und die Entstehungsgeschichte der WJF mit uns. Er spricht über die Unzufriedenheit einiger Judo Enthusiasten wegen des sich ständig und kontinuierlich ändernden Regelwerkes der IJF. Ausserdem ist er ein Visionär, der die traditionelle Kunst des Judo in einer sich ständig verändernden Welt bewahren möchte. Wir sprechen über den Erhalt traditioneller Techniken und die Offenheit für Fortschritt und anderen Judo Stilen. Erfahrt mehr über Stephan und lasst euch von seiner leidenschaftlicher Hingabe zum Judo inspirieren.

Website: https://www.worldjudofederation.online

Deutsche Judo Föderation: https://www.judo4all.de

Deutsches Dan-Kollegium e.V.: https://www.ddk-ev.de/judo

International Budo Federation Deutschland e.V.: https://www.ibf-deutschland.de

Kodokan Judo: https://kdkjudo.org/de

International Martial Art Games Committee: https://www.imgc-99.org

MAA - Martial Arts Association International: https://maa-i.de/

International Judo League: https://www.judoijl.online

International Freestyle Judo Alliance: http://www.freestylejudo.org/ifja

TAFISA - The Association for International Sport for All: http://tafisa.org/

Stephan Leifeld

Website: https://www.stephanleifeld.de

Friedenserzieher: https://www.friedenserzieher.net

Online Schule: http://schule.brain4net.de

Hara-Ki-Judo: https://www.brain4net.de/harakijudo

Aufbruch für Kinder e.V.: https://www.aufbruch4kinder.de

LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/stephan-leifeld-875123111

Facebook: https://www.facebook.com/stephan.leifeld

Youtube Judo4All: https://www.youtube.com/@brain4net

Stephan Leifeld / Kampfkunst auf YouTube: https://www.youtube.com/@stephanleifeldkampfkunst1634

Sampson Judo: https://www.youtube.com/@sampsonjudo

Alfredo Vismara Judo: https://www.youtube.com/@alfredovismaramyjudoisyourjudo

Steve Scott Judo: https://www.youtube.com/@welcomematstevescott

+++++++++++++

Dir gefällt der Podcast und Du möchtest das mal loswerden? Du hast Tipps für neue Gäste und Themen oder magst über den Inhalt bestimmter Folgen diskutieren? Dann geh auf die Website, wähle im Formular die jeweilige Episode aus und schreib mir eine Nachricht.

Website: www.kaiken-judo-podcast.de

Kontakt: feedback@kaiken-judo-podcast.de

Folge mir auch auf den sozialen Netzwerken. Finde dort Teaser zu kommenden Folgen und weitere Information über meine Themen und Gäste.

Instagram: @kaikenjudopodcast
TikTok: @kaikenjudopodcast
Facebook: @kaikenjudopodcast
YouTube: @kaikenjudopodcast
Twitter/X: @kaiken_podcast

Telegram: @kaikenjudopodcast
Whatsapp: Kaiken - Der Judo Podcast

Transkript

Oliver
00:00:04
Konnichiwa, mein Name ist Oliver Flügel, und ihr hört Kai Ken, der Judo-Podcast. Durch meine endlosen Suchen nach Turnierausschreibung für J30 bin ich auf die German Open in Schermbeck gestoßen. Schermberg liegt in Nordrhein-Westfalen, erstmal nichts besonderes, gewundert hat mich aber, dass dort die Deutsche Judo Federation als Veranstalter eingetragen ist und explizit erwähnt ist auch, dass nach alten, traditionellen Regeln gekämpft wird. Ja, nun kannte ich ja bisher nur den Deutschen Judo-Bund als Dachverband des Deutschen Judos. Also habe ich weiter recherchiert. Hierbei habe ich die World Judo Federation und weitere Judo-Verbände auf internationaler Ebene gefunden, und bei diesen ganzen Recherchen ist mir immer wieder ein Name aufgefallen. Wieder ein Name aufgefallen. Nun wollte ich es aber auch genauer wissen, was das mit diesen Verbänden auf sich hat, und habe mir dazu Stefan Leifeldt eingeladen. Stefan ist 57 Jahre alt, steht seit 53 Jahren auf der Matte und hat vor über 10 Jahren die Weltjudo-Föderation mitbegründet. Außerdem ist er Vater von sechs Kindern, Judolehrer, Friedenserzieher, Bücherautor und betreibt politische Aufklärung. Stefan wird uns in dieser achten Episode etwas über die Weltjudo-Föderation erzählen und was ihn zu all seinen Projekten antreibt. Wenn dir meine Arbeit gefällt und du gerne weiter diesen Podcast hören möchtest, dann unterstütze mich doch einfach, indem du diesen Podcast abonnierst. Das kannst du auf YouTube, spotify, apple-music, amazon Music oder überall, wo es Podcasts gibt. Oder habt ihr Themen oder eine Person, die ihr gerne im Podcast hören wollt? dann schreibt mir über das Kontaktformular www.kaiken-judo-podcast.de. Und nun wünsche ich viel Spaß und Unterhaltung bei der achten Ausgabe von Kaiken, der Judo-Podcast. Wie kommt man auf die Idee, einen eigenen Weltverband zu gründen?
Stephan
00:01:52
Im Prinzip waren das mehrere Leute, die fast zeitgleich diese Idee oder diesen Gedanken verfolgt hatten, also auch auf verschiedenen Erdteilen. Wir mussten dann erstmal irgendwie in Kontakt treten, und deswegen hat es auch zwei große Termine gegeben, einmal auf dem lateinamerikanischen Kontinent und einmal in Europa. Und es war wohl so, dass über die Jahre ich sag mal, wir Judo-Enthusiasten, judo-träumer, judo-romantiker sind wir ja genannt worden, teilweise auch Judo-Spinner gesagt haben, dass wir nicht alle Regeländerungen, jede Änderung der Prüfungsordnung und auch diese ganzen Veränderungen von unserem geliebten Judo irgendwie mitmachen wollten und auch manche Sachen völlig anders gesehen haben, aber keine Chance mehr spürten, also ja das Traditionelle, das Alte sozusagen zu bewahren und das nicht immer weiter zu verändern. Teilweise, wahrscheinlich aus wirtschaftlichen Gründen, hat es manche Veränderungen gegeben, und dann haben wir einfach gesagt wie machen wir das? Also ich kann jetzt nicht für alle anderen sprechen, teilweise gibt es auch gar nicht mehr alle, die das mitgemacht haben, diesen Prozess damals. Aber ich würde das mal vergleichen mit evangelisch und katholisch vorm Prager Fenstersturz, wobei die Minderheit eben in dem Fall, dann eben dann wären wir die Judokatholiken gewesen sozusagen, die gesagt haben wir möchten an bestimmten Dingen festhalten und wollen dafür auch einen Körper schaffen, dass man nicht als wilder Haufen irgendwie betitelt wird, wie das auch teilweise zum Beispiel in Deutschland oder in den Niederlanden gelaufen ist.
Oliver
00:03:25
Du kennst sie alle. Persönlich sind das alles auf der Welt verstreute Judoka, die sich da zusammengefunden haben mit dem gleichen Mindset.
Stephan
00:03:31
Ja, also, teilweise kannte man sich schon, also von Veranstaltungen, also Wettkämpfen und so weiter. Korrespondenz und so weiter hat sich auf irgendwelchen Events gesehen. Teilweise hat man auch gegenseitig in diesem Netzwerk, was dann entstanden ist, über die Jahre Kontakte hergestellt und umgekehrt auch Kontakte geknüpft und ja, dann sich ausgetauscht. Das war ein längerer Prozess, der auch, wie gesagt, zum Teil auch parallel gelaufen ist. Da waren also zentrale Figuren eben in Lateinamerika der Jaime Casanova Martinez, in den USA der Bruce Bezos. Also in Europa waren Leute daran beteiligt, wie Ivisar Dravskovic aus Serbien oder aus Schweden, der Dr Paul Höchland und hier Belgien, niederlande, deutschland. Also da hatte ich schon die Gespräche gehabt mit André le Capitaine und solchen Menschen und Josh Michel, und es ging halt immer darum, dass sie Judo bewahren wollten, viele Traditionen erhalten wollten und auch den Sportverkehr nicht an zu komplizierte Auflagen eben gebunden wissen wollten. Wenn du so willst, war das ein Club der schwarzen Schafe. Auch teilweise Ich höre jetzt da nicht an jede Turnhalle, wo Judo betrieben, wurde, sag ich mal, die 95 Thesen irgendwie im Hammer angeschlagen. Aber es gab schon Dinge. Da haben wir, glaube ich, auch teilweise einen dicken Kopf gehabt und waren wenig kompromissbereit.
Oliver
00:04:52
Wo habt ihr euren Hauptsitz, wenn ihr so verstreut seid?
Stephan
00:04:54
Ja, das ist auch schwer zu sagen. Das müssen wir jetzt auch mal irgendwie in der nächsten Zeit in den Griff kriegen, das ein bisschen klarer zu machen, weil wir darauf gar nicht den Augenmerk zunächst gelegt haben. Also es ist so gewesen, dass ein Gründungstermin von Jaime Martínez also in Rio de Janeiro, sag ich mal, koordiniert worden ist, und dann hat es nochmal einen Termin gegeben in London, also im gleichen Jahr. Der Termin ist also von Paul Höchland dann koordiniert worden, und der Paul war im Prinzip bei uns das, was früher der Hans-Dietrich Genscher für die Bundesrepublik Deutschland war, von dem man ja gesagt hat, der wird sich als Außenminister mal irgendwann einem Flugzeug entgegenkommen, und Paul hat ja als Verkehrswissenschaftler in Schweden ja so einen toleranten Arbeitsplan gehabt. Also, der hat im Prinzip alle Flüge, glaube ich, auf sich genommen, irgendwie die da so anstanden, und hat alles. Also, was auch persönlich zu koordinieren war, hat der gemacht, und deswegen hatten wir damals die Diskussion nicht. Der ist nur leider während der Pandemie verstorben, der gute alte Mann, und wir hatten jetzt noch viele andere Dinge jetzt nach der Pandemie, dass wir unseren Sportverkehr wieder aufbauen und die anderen Dinge ausbauen, sodass wir uns für nächstes Jahr jetzt einiges vorgenommen haben, solche Dinge dann zu klären.
Oliver
00:06:11
Ja, also wenn ich es richtig gelesen habe, habt ihr euch im August 2011 gegründet, und ihr seid dann in Rio de Janeiro zusammengekommen. Also ist das quasi eher Interims Hauptsitz.
Stephan
00:06:17
Ja, wobei der Hauptsitz da nicht ist, weil da war zwar die Gründung, aber der Jaime Casanova-Martinez, der ist halt, der lebt auf der Dominikanischen Republik. Das wäre natürlich schön, und wenn man da regelmäßig sich treffen würde auf der Domre, aber wir sind kein Urlaubsverband. Deswegen ist eigentlich faktisch also bis vor zwei Jahren also das meiste war Stockholm gelaufen, und Paul und ich, wir haben uns regelmäßig getroffen, sodass also Marketing und Development und auch andere Dinge eben tatsächlich in Deutschland eben koordiniert worden sind. Also deswegen auch der Homepage. Also auf der offiziellen Homepage ist auch die Adresse eben aus, ja, also auch Shermac dann eben hier in Deutschland, dann eben meine Adresse dann eben genannt worden, wo wir dann auch unsere ja Geschäftsstelle haben, viel Korrespondenz hier drüber läuft, materialbestellungen hier drüber laufen. Das hat sich auch eine Zeit lang also was das angeht, für Marketing und Entwicklung als praktisch gezeigt, weil ja die Tafisa, also eine überorganisierte, also eine übergeordnete Sportorganisation für Sport für alle, da können wir nachher nochmal kurz drauf kommen die sitzen in Frankfurt, und der Hochland, der hatte auch da ziemlich mitgestaltet die Entwicklung, und ich habe dann auch die Kontakte da fortgeführt, und einfach ist es näher und einfacher dann, wenn wir das so kommuniziert haben. Die Webseiten haben wir deswegen auch, sage ich mal, zweisprachig gehalten. Also, um die Frage erstmal noch offen zu halten Wir haben eine Seite, die hauptsächlich Spanisch sprechen sozusagen ist für die ganzen Leute, die aus Lateinamerika kommen, und dann haben wir eine Seite, die englischsprachig gehalten ist.
Oliver
00:07:50
Wie seid ihr organisiert? Habt ihr Strukturen? Ich meine, ich kenne den Landesverband Berlin, das war mein Verband, bei dem ich Mitglied war, in meinem Verein in Berlin Dann darüber gab es dann den Deutschen Dachverband des Judes, den Deutschen Judenbund, darüber EJU, und im Deutschen Dachverband des Judes, im Deutschen Judenbund, darüber EJU, und dann halt ganz oben in der Pyramide dann die IGF als Weltverband. Seid ihr da ähnlich organisiert, oder wie seid ihr strukturiert?
Stephan
00:08:12
Also, tatsächlich hat uns die Pandemie da ein bisschen zurückgeworfen. Wir hatten also wie andere Kampfsport und Kampfkunstverbände sicherlich auch haben wir ein relativ älteres Kollegium, ist ja auch momentan eine Schwierigkeit für andere Verbände. auch habe ich mitbekommen. Wir sind also als Weltverband organisiert. auf der einen Seite haben auf der anderen Seite aber auch auf verschiedenen Kontinenten gerade auch die Strukturen geschaffen und sind jetzt auch gerade dabei, dass die World Judo Federation Europe sich nochmal anders formiert, eben auch als Organisation. Also, das hat jetzt momentan der Kollege Samson in die Hand genommen, der technischer Direktor eben auch von der World Judo Federation ist, und da sind wir, wie gesagt, gerade im Umbau, weil der Verlust von Paul einfach uns alle zu einer Unzeit getroffen hat. Also, der hätte ja, wir hätten uns alle gewünscht, der hätte die Pandemie überlebt. Also da sind ja viele Leute, gute Leute, leider dran verstorben.
Oliver
00:09:08
In IGF gibt es ja auch sowas wie Kommissionen für alles Mögliche Sport, leistungssport, für Kampfrichterwesen, alles Mögliche. Seid ihr da auch so aufgestellt, dass ihr da viele Bereiche, so Kommissionen habt, verantwortliche, oder seid ihr da vom Personalapparat noch gar nicht so breit aufgestellt?
Stephan
00:09:24
Wir haben also ein Exekutivkomitee und haben darüber hinaus eben Direktoren für verschiedene Bereiche. So wie ich eben für Marketing und Development zuständig bin Und, wie gesagt, der Kollege Samson in England hauptsächlich technischer Direktor und Direktor für Kampfrichter gemacht hat, haben wir auch in anderen Bereichen entsprechende Kollegen. Unser Schatzmeister sitzt in Australien. Also, wir sind schon sehr dezentral aufgestellt und wollen das eigentlich auch so mit den Leuten fortführen, und das macht eben auch dann einen längeren Anlauf für solche Strukturen, wenn man jetzt die letzten drei Jahre Revue passieren lässt. Also, wir haben viele Sachen einfach, genau wie wir jetzt auch kommunizieren, viel online gemacht, und man hat sich manchmal an zentralen Plätzen getroffen, bei verschiedenen Veranstaltungen, und wir werden aber auch noch über die nationalen Mitgliedsverbände entsprechend auch bis in die Kreise runter das versuchen durchzustrukturieren. Aber da hatten wir die ersten Jahre kein Augenmerk drauf. Uns ging es um zwei andere Dinge. Wir sind viel angefeindet worden, muss man sich vorstellen, als wir uns gegründet haben Deswegen habe ich das eben auch mit dem Prager Fenstersturz gesagt Da sind dann ganz viele Sachen, ja Fertigkeiten, kompetenzen in Abrede gestellt worden, ganz unsachlich. Es hat wirklich also Dinge gegeben, die also weit unter der Gürtellinie, sozusagen weit unter der Gürtellinie dann eben anzusiedeln sind, und damit haben wir uns teilweise auseinandergesetzt, und wir haben aber trotzdem auf der anderen Seite versucht, also die Qualität eben budowissenschaftlich auch hochzuhalten, indem wir dann verschiedene Videokanäle gegründet haben, indem wir viele Sachen digitalisiert und dokumentiert haben. Also, es gibt zum Beispiel einen sehr erfolgreichen Videokanal von einem Judo-Kollegen, fismara, aus Italien. Ich kann hinterher, wenn die Hörer das interessiert, also entsprechende Links dir dann zukommen lassen, dass du die vielleicht dann unter den Beitrag packen könntest. Der Kollege Samson hat einen sehr erfolgreichen YouTube-Kanal in dem Bereich, und ja, ich versuche mich auch in dem Bereich und lerne immer noch dazu, was die Technik angeht. Und ja, also, das war einfach für uns der Schwerpunkt. Erstmal weil, weil wir einfach gesehen haben, früher hat man immer so gesagt, die Einschläge kommen näher. Also, wenn man sich überlegt, dass ja viele Judomeister, großmeister, die nach dem Krieg zum Beispiel als Pioniere den Kampfsport, die Kampfkunst nach Europa mitgeholt haben, die sind in den letzten Jahren einfach ersatzlos gestorben, da ist nicht entsprechend die Kompetenz schon nachgewachsen, weil eben da sportpolitisch so viele Dinge schiefgelaufen sind in den letzten drei Jahrzehnten.
Oliver
00:11:47
Ja, wo kommen denn diese Widerstände her?
Stephan
00:11:49
Nein, also ich persönlich habe zum Beispiel viel Widerstand erfahren durch den früheren Präsidenten des Deutschen Judo-Bundes. Also, ich habe zum Beispiel beruflich so Projekte gemacht an Schulen, was Gewaltprävention angeht, in Verbindung mit traditioneller Kampfkunst, und habe dann natürlich also, wenn ich Kindern auf der einen Seite beibringen möchte, dass Streitkultur eine Alternative ist, ins Gesicht, boxen oder am Fußboden jemanden zu treten, und dann komme ich ja nicht mit pädagogischen Zeigefingern in die Schule, sondern gehe als allererstes, damit das für die Kinder auch lustig ist und Spaß macht, in die Turnhalle und habe mit denen halt Dinge getan, also Kampfspiele und Judo-Techniken, fallschule, so die ganzen Sachen. Und dann hat sich manchmal herauskristallisiert an der einen oder anderen Schule, dass die Kinder auch talentiert waren für Sportwettkämpfe. Es gibt ja in Deutschland in einem schulischen Bereich zum Beispiel dieses Jugend trainiert vor Olympia schon seit Jahrzehnten, und auch diese Schulmeisterschaften gab es halt, und ich habe später ja dann auch als Sportlehrer an einzelnen Schulen gearbeitet in NRW, und dann hat sich zum Beispiel eine Situation ergeben, dass die Kinder ja einen DJB-Gürtel auf einmal haben sollten, um an den Schulmeisterschaften teilnehmen zu können, und das war eine Auflage, die mir vorher gar nicht bewusst war, auch weil ich auch schon im Bereich des DJB als Trainer tätig gewesen war, also als Vereinstrainer in Essen damals. Dann war es so, dass ich zum Beispiel an einer Hauptsch, hauptschule in Kleve die Gürtelprüfung durchführen zu lassen Und dann bin ich dann zum Schulleiter gegangen habe das geäußert. Der Schulleiter damals an dieser Hauptschule in Kleve war gleichzeitig aber der Präsident vom Deutschen Badmintonverband, und er hat dann bei einer Sitzung der Deutschen Olympischen Sportverbände dann auf einem kurzen Dienstweg sozusagen dem Präsidenten vom Deutschen Judenbund gesagt, also wie das kommt, dass an seiner Schule die Gürtelprüfungen nicht durchgeführt werden könnten. Und das war dann ganz lustig. Es war dann so kurzfristig also für die Teilnahme der Kinder dann an dem Wettbewerb, dass dann der Herr Frese dann selber kommen musste, die Gürtelprüfung abzunehmen, dass dann der Herr Frese dann selber kommen musste, die Prüfung abzunehmen, und das war für mich, sage ich mal so, ein inneres Fest. Ich habe das auch fotografisch dokumentiert, weil es sollte ja keine Prüfung stattfinden, und dann musste er persönlich die Prüfung abnehmen. Das war eine Anekdote, die mir im Nachhinein immer noch Spaß macht. Und ja, die Kids waren auch regional erfolgreich. Also das war dann auch schön, dass die Kinder im Prinzip da rausgehalten werden konnten und das gar nicht mitbekommen haben, was es da im Hintergrund für Gespräche gegeben hatte, und dem Sport hat es keinen Abbruch getan. Ich muss auch sagen, von allen Veranstaltungen, die wir organisiert haben. Also war es immer auch sehr ausgewogen, was die Siegerausbeute anging. Also, es haben aus allen möglichen Verbänden bei uns Leute an Veranstaltungen teilnehmen können, und ob die jetzt vom DJB waren oder von EBF oder von unserem eigenen Verband das ist kein Verband so schlechter, so erfolgreich gewesen Das waren Sieger aus den sämtlichen Gewichtsklassen, aus den unterschiedlichsten Verbänden, weil wir einfach gesagt haben wir machen das offen, es geht ums Judo und nicht darum, ob du jetzt lila bist oder braun oder evangelisch oder vom Mars kommst, und es geht ums Judo, und das war immer schön.
Oliver
00:15:12
Wie muss man sich so eine Gründung vom Weltverband vorstellen? Das kommt ja nicht von heute auf morgen, Das braucht ja auch seine Zeit. Man muss sich finden, man muss Vorgespr Und muss man dann zu den Japanern gehen, ins Mutterland des Judos, um dort den Segen abzuholen, die Erlaubnis abzuholen, einen Weltverband zu gründen. Kannst du uns da mal ein bisschen erzählen, wie das gelaufen ist?
Stephan
00:15:29
Also, tatsächlich hat es ganz viele Gespräche gegeben. Ich würde meinen, dass das also mehrere Jahre gewesen sind, die das in Anspruch genommen hat. Also wir haben zum Beispiel in Deutschland schon ab 2004 entsprechend uns auf sowas vorbereitet. Also, es gab andere Verbände, die das sicherlich parallel auch schon zu der Zeit gemacht haben. Manche vielleicht sind 2006, 2007 in solche Gespräche eingestiegen. Also, mutterland ist Judo, um das mal kurz noch aufzugreifen in den Gedanken Das ist so, als wenn man sagen würde wir beide verabreden uns zum Billard, und du denkst, dass das Spielen mit den Löchern im Tisch ist, und ich denke, das ist mit nur roten und weißen Kugeln. Also ich weiß jetzt gar nicht, wie viele Spielarten von Billard es gibt, aber es gibt einige. Und beim Judo ist das tatsächlich so, dass Jigoro Kano in dem Sinne aus meiner Sicht nicht Gründer des Judo ist, sondern der hat ja sein Judo Kodokan genannt. So steht es ja auch in seinem eigenen Werk. Geht sicherlich darum, dass wir darüber gesprochen haben wie kann man Kodokan bewahren? weil wir viele Dinge gesehen haben, die sich verändert haben zum Nachteil. Also, man kann eigentlich ab einer gewissen Zeit davon sprechen, dass es nur noch modifiziertes Kodokan gemacht worden ist, was man heute als olympisches Judo betrachtet, wenn man sich das nochmal den Gedanken vor Augen führt, den ich gerade eben mit dem Billard gesagt habe. So ist es dann auch. Es gab ja zum Beispiel Judo-Do, es gab Kosen-Judo, und auch das Kawai-Shi-System ist anders gewesen als das Kano-System. Also, es gibt unterschiedliche Stilrichtungen, die also budo-wissenschaftlich erhaltenswert sind, aus meiner Sicht also auch vom Konzept her teilweise unterschiedliche Schwerpunkte haben. Kano hat ja den Schwerpunkt auf dem pädagogischen sportlichen System eben gelegt. Deswegen hat er bestimmte Techniken, die aus alten Systembereichen, also wenn man das Judo Ryo Chiyo Jitsu nennen würde, die hat er rausgenommen, absichtlich, und andere wiederum haben die reingenommen oder drin gelassen oder andere Schwerpunkte gesehen. Es war viel Gesprächsbedarf in der ganzen Zeit. Also, man hat sich über die Prüfungsordnung, wettkampfregeln deswegen auch auseinandergesetzt, und die Diskussionen dauern an.
Oliver
00:17:39
Also seit der Gründung seid ihr immer noch im Aufbau. Ist das so aufwendig, dass man, wenn man so einen Weltverband gründet, so viele Interessensgruppen hat innerhalb dieser Gemeinschaft, dass man da viele Diskussionen fühlt und dann lange braucht, um Entscheidungen zu treffen? Wo will man hin?
Stephan
00:17:54
Ja, wenn man das ernsthaft machen will und nicht oberflächlich. Also ich bin jetzt kein Experte, was den Fechtsport angeht, aber da kannst du ja auch mit dem Florett antreten oder mit dem Säbel. Also dann gibt es halt verschiedene Klassen, nicht nur nach Alter, geschlecht und Gewicht wie beim Judo, sondern da gibt es eben auch verschiedene Bereiche. Nochmal zurück, eben über Fechten, dann zum Billard. Also Judo ist vielseitiger, vielschichtiger, als viele Leute sich das vorstellen können. Liegt, glaube ich auch, aufsteht und sagt, ich habe mal Judo gemacht, und wenn man nachhakt, dann ja was bis zum grünen Gürtel dann oder so bei den meisten. Viele denken, auch mit dem Schwarzgurt ist Feierabend, dann hast du sozusagen ein Ziel erreicht, dass das nur ein Tor ist in noch andere Judo-Sphäre und anderes, also noch darüber hinaus steht, was das Verstehen von Judo angeht. Das ist ja vielen also in der Bevölkerung, die, sag ich mal, andere Sportarten immer betrieben haben oder gar keinen Sport. Denen ist das ja gar nicht klar.
Oliver
00:18:49
Aber war das jetzt ein Jahr oder zwei Jahre Vorbereitung oder hat das?
Stephan
00:18:52
innerhalb von ein halbes Jahr Zeit Ne, das waren schon mindestens fünf, sechs Jahre also Gespräche geführt worden sind. Das hat dann verschiedene Kommissionen auch gegeben, die sich dann online oder persönlich auch bei Gelegenheiten zusammengesetzt hat. Es hat auch teilweise parallele Gespräche gegeben an dem einen oder anderen Ort irgendwie mit den verschiedenen Leuten, und das ist dann koordiniert worden, zusammengefasst worden. Deswegen gibt es auch zum Beispiel, wenn man genau guckt in unsere Wettkampfregeln wir werden das jetzt nochmal vor den German Open, wenn wir das nochmal für Deutschland nochmal ganz klar herausarbeiten, da bin ich dir auch für das Vorgespräch dankbar. Ich finde, das immer kommunizieren über alles, das öffnet einem selber manchmal auch Augen für Betriebsblindheit, dass man Sachen voraussetzt und denkt, die sind klar. Aber es ist zum Beispiel an der einen oder anderen Stelle, zum Beispiel in der internationalen Prüfungs und Wettkampfordnung von der World Truth Federation, gibt es halt Ausnahmen, zum Beispiel was Kampfzeiten angeht. Da haben wir für Deutschland zum Beispiel andere Kampfzeiten in den Meisterklassen und bei den Senioren als beispielsweise die Nachbarn in anderen Ländern, und das zeigt einfach, dass unsere Diskussionen dann noch im Fluss sind.
Oliver
00:19:54
Ja, ja. Was ist deine Funktion dort in der WeltjudeFederation?
Stephan
00:19:58
Ja, ich bin also Director for Marketing and Development, das heißt, ich mache viel die Kommunikation mit TAFISA, ich kümmere mich auch viel darum, um andere nationale Verbände, die Mitglied werden wollen. Ich habe also entsprechend Verbände angeworben, also die Kollegen aus China oder aus dem Iran zum Beispiel, und habe die Gespräche mit Serbien geführt, und so Und so hat halt jeder sein Päckchen mitzutragen, also was die ganze Organisation angeht, sind das jetzt erstmal?
Oliver
00:20:29
wir können dann bei euch Mitglied werden. Ist das jetzt erstmal nur Nationalverbände, oder kann man da als Verein Mitglied werden? Weil so wie ich es verstanden habe, ist die Struktur ja noch nicht final und noch nicht geschaffen worden. Wenn man jetzt aber Mitglied werden möchte, als Verein oder so, wie kann ich denn da an euch herantreten?
Stephan
00:20:44
Also, die Vereine können tatsächlich Mitglied werden in unseren nationalen Mitgliedsverbänden, und ansonsten ist die Föderation also das sagt der Name ja auch Verband, der nationale Mitgliedsverbände hat. Das heißt also, für Deutschland ist das die Deutsche Judo-Föderation, in anderen Ländern ist es halt eine andere Organisation jeweils. Und da ich ja schon vor über 20 Jahren diese Kampagne entwickelt habe Judo für alle habe ich mir darüber auch Gedanken gemacht jetzt mit Freunden und Kollegen in der Judo-Welt, und es entwickelt sich jetzt gerade noch. Also, es hat sich ja zum Jahresanfang eine Organisation gebildet, was den Sportverkehr angeht, da bin ich Vizepräsident der International Judo League, da wollen wir also auch Judo für alle dahingehend durchsetzen, dass man bei uns keine teuren Lizenzgebühren braucht und trotzdem auch einen Weltmeistertitel gewinnen kann. Und genauso wird jetzt im Bereich Global Judo Union also als Dachverband wirklich offen sein für alle Verbände. Also, es können auch in den Nationalstaaten verschiedene Verbände parallel Mitglied werden und gemeinsam geordneten Sportverkehr treiben, Weil die Realität beispielsweise in Deutschland ist ja jetzt noch, dass der DJB also nicht gerne Graduierungen anerkennt von Leuten, die zum Beispiel aus dem älteren deutschen Verband, aus dem DDK kommen zum Beispiel, oder eben die aus dem Bereich der Deutschen Judo-Föderation kommen, oder die vom Friedebert Niering gegründete BF Deutschland. Es gibt ja verschiedene seriöse Verbände, die schon teilweise seit Jahrzehnten oder, wie im Fall des DDK, älter als der Deutsche Judo-Bund sind, und trotzdem hat es da diese Abgrenzung gegeben, und das ist etwas, was aus meiner Sicht dem Judo nicht gut tut und vielleicht auch zeigt, dass von der Entwicklung her dieser hässliche politische Ansatz dazu geführte, dass Deutschland international beim Olympischen Judo und im Bereich der IJF, also in den letzten drei Jahrzehnten, immer weiter in die Bedeutungslosigkeit gerutscht ist, weil vielleicht viel Potenzial in anderen ordentlichen Organisationen vorhanden ist. Und wenn man sagen würde, nicht die Verbandszugehörigkeit bestimmt jetzt, ob du für Olympia antreten darfst, sondern der beste Judoka in der Gewichtsklasse sollte das machen und evangelisch-katholisch ist oder Migrationshintergrund hat oder sonst woher kommt, das muss völlig egal sein, finde ich. Darf ich fragen, wieigermaßen kompatibel zu den Prinzipien stehen, die wir verkörpern? Und dann ist der aktuelle Jahresbeitrag, der liegt also bei 200 US-Dollar fürs ganze Jahr. Also dann kann der Nationale Mitgliedsverband eben seine Jahresgebühr damit entrichten. Das finde ich jetzt nicht teuer im Vergleich zu anderen Organisationen. Das liegt aber an verschiedenen Kosten, die auch einfach auflaufen. Also in den Sportverbänden, die übergeordnet sind, die jetzt nicht auf eine Stilrichtung begrenzt sind, muss man ja auch entsprechend als Organisation Beiträge entrichten, und das heißt also, jeder von uns macht das mit Herzblut und nicht irgendwie, um da Geld zu scheffeln.
Oliver
00:23:49
Welche Angebote habt ihr für eure Mitglieder? Welchen Service bietet ihr?
Stephan
00:23:53
Ja, wir bieten also einmal budowissenschaftliches Archiv eben, dass also auch sämtliche Techniken im Prinzip, die auch in bestimmten Regionen manchmal vielleicht mangels entsprechender Meister und Trainer nicht unterrichtet werden können, dass wir uns darum kümmern und das auch organisieren, dass entsprechende Lehrgänge dann dazu führen, dass also überall auf der Welt, also auch in Vergessenheitsgrad, eine Judo-Technik weiter unterrichtet werden können. Wir haben die Prüfungsordnung, das Gürtelsystem, die Anerkennung und Listung auch der Graduierung, das heißt, wenn einer mal umzieht, dann ist das bei uns belegt, die Laufbahn, die ja bis dahin da gemacht wird. Wir pflegen auch die Kommunikation mit anderen offenen Verbänden Also, wie zum Beispiel Stilrichtungsoffen ist zum Beispiel ein großer Verband, die Martial Arts Association International, die ihren Sitz aus den USA verlegt hat nach Deutschland mit dem Präsidenten Bernd Höhle. Also dass wir also da auch gemeinsam Veranstaltungen machen, also Sportverkehr auch ausgetauscht wird also an Wettkämpfern und so weiter. Ja, also entsprechend, also, was Kommunikation von Judo angeht also und das Netzwerk also, das sind eben zu den technischen und Sportverkehrsfragen eben das, was wir dafür bieten.
Oliver
00:25:05
Du hast gerade schon erwähnt, gürtelprüfung oder Gürtelgrade werden im anderen Verband nicht anerkannt, wenn man sie bei euch macht, wie kann man denn bei euch Gürtel machen? Habt ihr da die gleichen Abstufungen, wie ich es jetzt zum Beispiel vom Deutschen Judenbund kenne mit den Halbgurten?
Stephan
00:25:16
Also das mit der Anerkennung, das ist so unterschiedlich. Also. ich kenne Fälle. Also, da haben Schüler im Bereich der Deutschen Judo-Föderation ein gutes Judo gelernt, sind dann attraktiv geworden, auch für Wettkampfmannschaften im Bereich des DJB, und da war es dann völlig unproblematisch und unbürokratisch, die entsprechend einzustufen. Es hat in anderen Regionen also individuell entschieden andere Sachverhalte gegeben. Umgekehrt ist das in allen anderen Verbänden kein Problem. Also, wenn man über die Jahre zum Beispiel auf IBF-Veranstaltungen, auf DDK-Veranstaltungen oder DJF-Veranstaltungen wechselnde Athleten von verschiedenen Verbänden gehabt hat, dann war das nie ein Problem mit der Gürtelfarbe und mit der Anerkennung der Gürtelfarbe. Schlussendlich hält der Gürtel ja nur die Jacke zusammen, und ob einer, sag ich mal, auf die Matte geht und ist in Grüngurt und ist dazu in der Lage, einen Braun oder Schwarzkurt zu besiegen, oder jemand mit einem höheren Gürtel blamiert sich, weil er irgendwelche Techniken nicht drauf hat, das ist ja viel tiefgreifender als dieses politische Ich-erkenne-das-an-oder-nicht-an. Also, die anderen Verbände handhaben das sehr tolerant und sehr locker miteinander. Also, in den letzten 20 Jahren hat sich sich da was Gutes entwickelt, und es fehlt einfach nur noch eine entsprechende Entscheidung, vielleicht auch im Bereich des Judo-Bundes, dass man sagt okay, was Judo als Breitensport angeht, ist das vielleicht gar nicht so nützlich, wenn man sich nach außen hin. so einigelt und verliert deswegen vielleicht viele Mitglieder, die dann anderen Verbänden zuwandern, sondern man sagt wieder ja, wir werden offener und schließen uns auch an der Idee Judo für alle, und es geht dann mehr um Judo und nicht um den eigenen.
Oliver
00:26:46
Bauchnabel Verein stelltet ja eigentlich auch Weltmeisterschaften. Als eigener Weltverband hat man doch bestimmt auch eigene Wettbewerbe.
Stephan
00:26:53
Wir haben jetzt einmal vor, die Judo-Liga sozusagen auch für Mannschaften und Nationen aufzubauen, also auch mit ganz neuen Wettkampfmodellen, die wir vielleicht gleich noch besprechen können. Und Einzelmeisterschaften wird es eben auch ab 2025 geben. Also, es wird im April sehr wahrscheinlich in London und im Juni also hier im Kreis Wesel entsprechend übernationale Wettkämpfe geben, bei denen in verschiedenen Gewichtsklassen, auch in Einzelwettbewerben dann eben Weltmeisterschaften erstmalig ausgetragen werden.
Oliver
00:27:24
Du hast gerade von Kooperationen oder Partnerverbänden gesprochen oder anderen Verbänden wie zum Beispiel Martial Arts Association oder die Internationale Budo-Federation, die Internationale Judo-Liga. Seid ihr da jetzt nicht nur Judo, sondern auch anderen Kampfsportstilen offen? Also können auch andere Nationalverbände Mitglied werden, die jetzt kein Judo machen, sondern beispielsweise Jiu-Jitsu.
Stephan
00:27:49
Ja also wenn man sich auf den Gedanken einlässt, also dass Judo eigentlich Judo-Ryo-Jiu-Jitsu ist, also Ryo ist das Wort für Schule. Für die, die das nicht wissen. Also und wenn man weiß, dass viele Techniken, die Kano systematisiert hat, eigentlich aus jahrhundertealten Schulen des japanischen Jiu-Jitsu entstanden waren, aus Tenchinryo und Yoshinryo und so weiter Also das kann man teilweise in meinen Büchern nachlesen, teilweise auch in anderen guten Werken Dann begreift man schlussendlich auch, warum es heute zum Beispiel Brasilien-Jiu-Jitsu gibt und das auch dem Judo ähnlich aussieht, zum Beispiel was die Bodenkampfkompetenzen angeht. Also das sind wirklich tolle Sachen. Ich finde das zwar fragwürdig, dass man denen dann irgendwelche modernen Namen gibt und das quasi vergessen scheint, dass diese Techniken uralt sind und eigentlich japanische Termini haben. Aber bei unseren Veranstaltungen sind auch oft Leute aus dem BJJ dabei, oder es dürfen auch Leute aus dem Krav Maga oder aus anderen Judo-verwandten Stilen teilnehmen und auch sich um entsprechende Titel dann eben im Wettstreit bewerben. Also das ist überhaupt kein Problem. Man hat ja am Anfang ein Regelwerk, man hat die Kampfrichter und den Hauptkampfrichter, die darauf achten, dass diese Regeln auch umgesetzt werden, und dann können natürlich bei unseren Veranstaltungen auch Sportler aus dem Bereich Verwandterstile eben, die nicht Judo zwingend heißen müssen. Aber man weiß eben, dass das entsprechende Techniken sind. Also wir haben zum Beispiel auch schon mal Ringer, die dann einen Judo-Anzug anziehen und mitmachen, oder Leute in Lateinamerika, die aus dem Courage kommen. Das ist für viele Laien Judo mit grünen Anzügen. Natürlich dürfen die mitmachen.
Oliver
00:29:24
Jetzt habt ihr euch auf die Fahne geschrieben, ihr wollt wieder zurück zum traditionellen Kodokan-Judo. Beißt sich das dann nicht mit diesen moderneren Kampfsportarten oder mit Kampfsportarten, die jetzt nicht die Werte vertreten, die einzig die GOROKANO vorhatte zu verbreiten? weil es da ja auch Techniken gibt, die jetzt den Gegner wirklich verletzen können und wo man es auch in Kauf nimmt, zum Beispiel durch die ATEMI-VASA-Techniken.
Stephan
00:29:48
Nein, also, es beißt sich deswegen nicht, weil wir, wie gesagt, da schon auch die ganze Zeit parallel entsprechende Strukturen schaffen. Also, es geht. Bei der IGL und bei der World Judo Federation geht es natürlich um den Schwerpunkt Kodokan. Aber was die Global Judo Union angeht zum Beispiel, geht es ja darum, dass wir also, wenn wir das den Gedanken wie gesagt, also konsequent denken, als wir den zunächst so hatten, dann geht das nicht nur um die Bewahrung und Zurückführung von verschiedenen Modifikationen vom Kodokan. Interessanterweise diskutiert ja, gerade Japan selber, also der Nationale Verband, und auch im Kodokan wird gerade darüber diskutiert, zum Beispiel die Beinfasstechniken wieder zu erlauben, die ja schon fast 20 Jahre Geschichte waren bei denen, die wir aber die ganze Zeit fortgeführt haben, sondern es geht auch darum, über den Tellerrand zu gucken und zu sagen also Do ist ja kein Standpunkt, sondern Do ist japanisch für Weg, und Weg bedeutet ja nicht Stillstand, sondern auch Fortschritt, und wir müssen da schon den Spagat schaffen, auf der einen Seite, was Altes zu bewahren, eben auch zu sagen so, wir benutzen weiterhin die japanischen Termini. Also, wir wissen auch, aus welchem Schulsystem des Jiu-Jitsu die eine oder andere Judo-Technik kommt, und archivieren das auch und schaffen auch entsprechende Institute also für Budologie und solche Sachen, die sowas dann so auch entsprechend erhalten, auch für den Fall, dass mal Leute gerade nicht weltumspannend da sind, die Technik auch durchzuführen, aber dass entsprechendes Bildmaterial, textmaterial da ist, sondern dass wir im Bereich der Union dann sagen, so, was gibt's noch, was aus dem Judo sozusagen wie eine Verästelung von einem Baum so entstanden ist, also dass BJJ sich immer mehr geöffnet hat, zum Beispiel auch für die sogenannten Takedowns, die eigentlich auch meistens Würfe aus dem Judo sind, oder auch, was im Krav Maga aus dem Bereich der Atemi Vasa, vom traditionellen Judo eben kommt. Also, dass man sagt, wir tun das eine und bewahren das alte Kodokan und die Ursprünge, die davor waren, und lassen das andere aber nicht, und öffnen uns auch und gucken nach vorne und sagen, bestimmte Dinge hat Kano einfach nicht mehr erlebt wegen seiner Lungenentzündung, was den pädagogischen Bereich angeht, und bestimmte Dinge kann man auch nur dann wissen, solange man lebt. Also, ich weiß auch nicht, wie es nach mir weitergeht Oder nach dir, wie es da mit deinem tollen Podcast weitergeht, weißt du auch nicht. Und da muss man sagen okay, wenn dann so Leute wie die Gracies oder ja auch der Gründer vom Krav Maga, wenn die, was Tolles da rausgepickt haben, das auch weiter veredelt haben, spezialisiert haben und da aber trotzdem gemeinsame Ursprung ist, dann ist das wie ein Familientreffen. Also würde ich sagen, dann darf man das nicht verleugnen. Also wir sehen das sehr viel offener, als auf den ersten Blick vielleicht die Regeln sagen. Natürlich haben Kollegen Fismara und auch andere gesagt, du darfst nur mit weißem Gi auf die Matte. Aber ich schicke keinen vom Turnier weg, der mit einem grünen, blauen, roten oder schwarzen Gi kommt. Wenn der dazu in der Lage ist, sich bei einer Veranstaltung bei uns irgendwie ob das Lehrgang ist oder Wettkampf einzubringen, dann ist er herzlich willkommen.
Oliver
00:32:54
Jetzt kenne ich das ja aus den Boxverbänden zum Beispiel. Da gibt es ja auch verschiedenste große Boxverbände, da gibt es kleine Boxverbände, aber die haben sich ja damals auch alle gebildet, aber aus kommerzieller Absicht, um halt ihre eigenen Kämpfer besser zu vermarkten und die am Ende auch gegen den stärksten Kämpfer aus einem anderen Verband antreten zu lassen. Und jetzt beobachtet man ja den Trend. Und jetzt beobachtet man ja den Trend ihr habt jetzt einen Weltverband, es gibt die IGF. Die Japaner überlegen, einen eigenen Weltverband zu gründen. Man konkurriert ja auch irgendwo. Glaubst du, dass das in Zukunft so kommen wird oder sich so entwickeln wird, dass dann die Verbände untereinander Wettbewerbe veranstalten, dass dann einer aus dem IGF gegen Kämpfer aus der WF kämpfen wird, dass man da auch ähnlich wie beim Boxen halt die stärksten Gegner antreten lässt?
Stephan
00:33:41
Ja, davon bin ich überzeugt. Also das ist ja auch der Grundgedanke von der IGL, von der International Judo League, dass wir gesagt haben, es nutzt ja nichts ich überspitze das jetzt wenn es hinterher 16 Judo-Verbände gibt, und bis sie hinterher 16. Weltmeister im Teebeutel weiterwerfen, interessiert das keine Sau mehr. Beim Sport hat man ja gesehen, wie dem Boxen. Da haben ja zum Beispiel eine Zeit lang beide Klitschko-Brüder, glaube ich, fast alle Gürtel der sieben oder wieviel auch immer Boxverbände dann gehabt, und der eine hat vier hinterhergetragen, der andere drei, weiß ich nicht mehr genau. Aber ich glaube, das ist so, wie wenn man sich über die Düsseldorfer Altstadt unterhalten würde. Wenn da nur eine Kneipe wäre, würde da keiner hinfahren, weil die eine Kneipe hast du auch im eigenen Dorf. Also ich glaube, Konkurrenz belebt das Geschäft, wie man so schön sagt. Also, der Wettbewerb braucht auch Wettbewerber. Also wie das in Deutschland mit Zeiten angelaufen ist im Bereich Taekwondo und Karate, also diesen Alleinvertretungsansprüchen auch vom DJB, Ich glaube, das hat Tradition, was Deutschland angeht, so noch mit dieser Gleichschaltung, Gleichmachung und so weiter von Organisationen. Also jeder weiß, glaube ich, irgendwelches Jahrzehnt ich da gerade rede, Und ich glaube, was den Sport angeht. Also reißen sich junge Menschen über Jahre mit Herzblut den sprichwörtlichen Hintern auf, weil die ja eigentlich, die wollen ganz oben stehen. Also es ist so toll, wenn immer gesagt wird, dabei sein ist alles. Aber jeder, der oben auf dem Treppchen gestanden hat bei einem Wettkampfsport wie Judo, der weiß, dass Gewinnen einfach das Geilste ist. Und wenn du eine gute Technik hast, die du zum richtigen Zeitpunkt sauber einsetzen kannst, bist auch athletisch genug, die Kraft auch für den Druck oder Zug aufzubauen, Und du hast dann hinterher die Goldmedaille, Und dann nur von irgendeinem Verband, statt dich auch mit den Kämpfern aus den anderen Verbänden gemessen haben zu dürfen. Ich glaube, das ist einfach das Größte, Und ich glaube, das würde auch zu einer Renaissance vom Judo wieder führen, weil die falsche sportpolitische Haltung von vielen Funktionären, glaube ich, erstmal dazu geführt hat, dass es so krasse Abwanderungen gegeben hat vom schönen, wunderschönen Judo hin eben zu neueren, moderneren Systemen, Also dass auf einmal die Leute in jedem Ort jetzt mittlerweile, wie es ein Fitnessstudio gibt, auch ein Dojo oder eine Kampfsportschule haben, wo Sachen gemacht werden, die überhaupt nirgendwo organisiert sind.
Oliver
00:35:58
Habt ihr als Verband gerade irgendwelche Projekte, an denen ihr arbeitet, oder eine Agenda, eine Vision, wo ihr in zehn Jahren sein wollt?
Stephan
00:36:04
Ja auf jeden Fall. Also, wie gesagt, also aktuell wird an der Global Judo Union gearbeitet, eben die also auch das erste Mal dann öffentlich, dann auch bei den German Open also entsprechend Titel dann also ausspielt sozusagen, wo es eben darum geht, also nicht eben nach Nationalität, nach Verbandszugehörigkeit oder anderen Dingen eben urteilt zu werden, sondern dass man sich im Bereich Cutter und Competition auf bestimmte Regelgrundlagen dann verständigt hat und dann wirklich einen repräsentativen Titel dann eben holen kann. oder auch für die Leute, die das einfach nur machen, weil sie das fortentwickeln wollen und gar nicht mehr in dem Alter sind, dass sie auf Wettkämpfe gehen möchten, Oder auch für die Senioren, die in dem Alter sind, wo andere nicht mehr zu Wettkämpfen gehen wollen, das dann machen möchten. Da werden auch entsprechende Klassen entstehen, um das wieder weiterzumachen. Und was wir vor allen Dingen anders sehen als andere Verbände, ist auch die Frühentwicklung von Bord. Also bei uns kann man ab vier Jahren also das aktiv betreiben. Man kann auch, sobald man dazu in der Lage ist, ein Gürtel zu machen, kann man eine Prüfung machen. Das heißt, wir haben also den einzigen halben Gürtel für die Kinder, den wir haben, Das ist der Weiß-Gelb-Gurt für Vorschulkinder, Kindergartenkinder, die halt regelmäßig zum Training kommen, drei Wurftechniken, drei Haltetechniken, drei Fallübungen beherrschen. die können dafür den Weiß-Gelb-Gurt dann machen und ab dann eben auch schon überregional und auch übernational dann auch in Wettkämpfen teilnehmen. Wir haben zum Beispiel Grenzüberschreiten mit den Holländern haben wir ganz tollen Sportverkehr, eben dass man sich wechselseitig besucht auf den Veranstaltungen, teilweise auch mit den Franzosen und Belgiern, und auch nach Österreich, Serbien und so weiter entsprechende Kontakte. Und es gibt ja Organisationen, die sagen nee, Kinder, die kämpfen weder überregional noch weiter. Und es gibt ja auch Diskussionen. beim Fußball habe ich mal gehört, demnächst kriegt jedes Kind einen Ball, Und das sind so Sachen. die halte ich halt pädagogisch fragwürdig, weil wenn du einen Zweikampfsport machst, also dann kann das auch dem Charakter, der Charakterbildung zugutekommen, aus meiner Sicht, wenn du lernst zu gewinnen, aber wenn du auch lernst zu verlieren. Laufen lernen hat ja auch keiner geschafft, ohne hinzufallen, Und deswegen schließen wir da auch Judo für alle, keine Altersgruppe nach unten, nach oben aus. Jeder, der das verstehen kann, der kann das mitmachen, Und auch Leute mit Handicaps. also auch für die werden wir noch weiter Sportverkehr anbieten, der über das sogenannte Idee-Judo noch hinausgeht. Das entwickeln wir gerade auch.
Oliver
00:38:32
Ich habe mir mal eure Wettkampfregeln angeschaut und die mal verglichen von den IGF, und eins ist mir wirklich aufgefallen. also eine Sache ist mir aufgefallen die IGF das haben wir jetzt ja auch wieder zu Olympia gesehen wird ja auch schon seit längerem immer kritisiert, dass sie so sehr überreguliert sind. Ich meine, da hat es mehrere Dokumente, aber die Sport Rules, die SOR, hat über 200 Seiten. Wenn ich mir eure Wettkampfregeln angucke, dann sind das gerade mal 16 Seiten. Seid ihr jetzt unterreguliert?
Stephan
00:39:00
Also möglicherweise sind wir etwas unterreguliert. Also für die Leute, die gerne alles lesen wollen Tatsächlich funktionieren unsere Veranstaltungen reibungslos durch sehr kompetente Hauptkampffrichter auch, und bei uns gibt es einfach Tatsachenentscheidungen. Also das steht auch auf jeder Ausschreibung von uns drauf. Also da wird nichts diskutiert. Also, das ein E-Porn ist ein E-Porn. Ich kann auch gleich nochmal die Wertungen klären für diejenigen, die sich nicht so oft mit Judo auseinandersetzen, die vielleicht auch manchmal ein bisschen gelangweilt sind, wenn sie ja das Medien-Judo bei Olympia gesehen haben, also Medien-Judo bei Olympia gesehen haben. Also, damit darf ich vielleicht auch mal kurz einen Bogen machen zu den Japanern und auch zu den letzten Olympischen Spielen. Ich vertrete die Auffassung, dass zum Beispiel der Franzose Teddy René nur so dominant in den letzten 20 Jahren im Schwergewichts-Judo sein konnte durch seine Physis und nicht dadurch, dass er ein besonders tolles Judo gemacht hätte. Ich bin davon überzeugt, dass nach unseren Regeln und nach den alten Regeln, die ja so auch gewesen sind vor über 20 Jahren auch bei den anderen wäre Teddy Rene vielleicht einmal Olympiasieger geworden, als er auf seinem Höhepunkt von Verständnis vom Judo und auch von der Umsetzung gewesen ist. Ich glaube, dass die Asiaten das diesmal ganz toll auch gezeigt haben. Ich bin aber gar nicht sicher, ob das die Koreaner waren oder die Japaner, die einen 81 Kilo Mann gegen den Teddy René gesetzt haben bei Olympia. Ich hatte keine Zeit, das noch aufzuschreiben für das Gespräch hier, aber das kann ja jeder nochmal nachschauen. Das ist so wie David gegen Goliath, nur dass der eine keine Steinschleuder dabei hat und deswegen verloren hat. Mit Beinfass-Techniken zum Beispiel wäre Teddy René also schon längst Schnee von gestern. Da bin ich ganz fest von überzeugt, dass der bei uns auf Veranstaltungen in seiner Gewichtsklasse nicht unbedingt so dominant wäre. Und ich glaube, das haben die Japaner inzwischen auch erkannt, unter anderem vielleicht auch, weil so Leute wie ich ständig das auch kommentiert haben, bei jeder Gelegenheit irgendwie dass kommentiert haben, bei jeder Gelegenheit irgendwie, dass Japaner gemerkt haben okay, damals also, als Putin noch angesagt war in Deutschland und der Rumäne die österreichische Staatsangehörigkeit bekommen hat, so um dann Weltpräsident der IGF zu werden, da haben die Japaner einen Fehler gemacht. Also, die werden jetzt langsam wach und erkennen das, dass viele tolle, wirkungsvolle Techniken ja denen einfach in den letzten zwei Jahrzehnten auch viele Erfolge versagt haben, weil dann einfach entsprechend dann so Muskelberge aus Kasachstan oder Frankreich oder so stellen sich einfach hin, noch krasser als Alexander von der Gröben, der ja auch in früheren Jahren einfach wie ein Baum auf der Matte gestanden hat auf die angewurzelt, irgendwie so, und deswegen sind die Japaner zu Recht frustriert. Ich würde das für einen Fehler halten, da jetzt zu sagen, dass die einfach nur sich getäuscht fühlen oder so. Die haben sich ja eingelassen auf den Sportverkehr. Also ich schicke meine Wettkämpfe auch auf alle möglichen Veranstaltungen, wo wir reinkommen. Das heißt also, wenn da irgendein anderer Veranstalter andere Regeln hat, dann wissen meine Schüler, wir müssen uns an diese Regeln halten, und dann kann auch nicht einer meiner Schülerinnen und Schüler hinterher sagen naja, wegen der Regeln habe ich jetzt verloren. Das ist ja dummes Zeug, weil beim Schach kriegst du ja auch keine Figur mehr, beim Fußball nicht einen Ball mehr, oder der eine kriegt ein kleineres Tor oder solche Sachen. Und beim Judo muss man aber sagen, wenn wir uns auf ein Regelwerk einigen, wer auch immer da Gastgeber ist, dann wird das eben entsprechend durchgezogen. Und ja, dass jetzt über Alternativen nachgedacht werden, in Japan, kann ich also, was Judo angeht, total gut verstehen. Da komme ich nochmal zurück zu dem Do Und dann jetzt nochmal zu dem Regelwerk. Also, wenn man manche Sachen einfach ganz klar sagt Also, ich bin davon überzeugt. Ich habe ja in jungen Jahren Fußball und Judo betrieben. Ich glaube, fußball ist so erfolgreich, weil jeder Dumme das versteht. Irgendwie sage ich das mal so lapidarisch. Also, die Regeln sind so simpel. Die werden jetzt gerade immer komplizierter gemacht mit den ganzen Videoschiedsrichtern, und dadurch verliert Fußball auch an Attraktivität. Man muss einfach sehen. Also ich weiß nicht, ob das in anderen Parlamenten weltweit auch so ist wie in Deutschland. Hier haben wir, glaube ich, die größte Partei im Bundestag, sind Juristen, egal welches Parteibuch die sonst haben, und dadurch werden auch Sachen manchmal so kompliziert. Und wenn es aber um den Spaß geht, dann musst du nicht 200, 300 Regelseiten auswendig können, sondern musst du wissen ein Gegner, eine begrenzte Mattenfläche. Schmeiße ich den auf den Kampfrichtertisch, kriege ich keine Wertung. Haue ich den ins Gesicht, spucke ich den an, verweigere ich ihm den Gruß, weil er irgendwie eine andere Religion hat, und so weiter. Das ist völlig unsportlich. Deswegen haben wir diese 16 Seiten, die natürlich in den nationalen Mitgliedstaaten auch manchmal unterschiedlich so noch ergänzt werden. Wie gesagt, wir haben andere Kampfzeiten, wir tolerieren auch verschiedene Farben bei den Anzügen und so weiter, und das sind Sachen, das kann man morgens klären, wenn das Turnier losgeht. Das muss man nicht irgendwie auf 200, 300 Seiten dann irgendwie verschriftlichen.
Oliver
00:43:43
Ja, das war gerade meine nächste Frage gewesen. Also, wenn ihr da so wie jetzt in Schermbeck zum Beispiel die German Open, die jetzt im Oktober und auch im Juni stattfinden, dort verschiedene Judo-Stile antreten lasst Ihr braucht ja auch Kampfrichter, Die müssen ja auch das Regelwerk können. Aber nach welchem Regelwerk fiezen die denn den?
Stephan
00:43:57
Kampf. Also unsere Kampfrichter sind alle entsprechend erfahren, dass die ja nicht nur das modifizierte Kodokan praktizieren oder kennen, sondern die kennen auch andere Techniken. Es gibt also aus Kinder und Jugendschutz gibt es bestimmte Dinge, die dann eingeschränkt werden. Dafür gibt es aber vorher entsprechende Lehrgänge für die Kampfrichterteams der Veranstaltung, dass das auch jedem klar ist. Also das ist das Regelwerk, also keep it simple hat es bei uns immer geheißen. Also diese KISS-Idee, die der Dr Ibiza Strafkowitsch auch von Anfang an so diskutiert hat, samson Samson hat das aufgegriffen, und auch Alfredo Fismara sagt das oft. Also einfach ist einfach gut, dass bestimmte Sachen einfach klar sind, dass man auch, wenn man das kann, vom Stand zum Boden hebeln oder was auch immer Nervendruckpunkte einsetzen und so weiter, das weiß ethisch jeder Wettkämpfer dann, dass genau das nicht erlaubt ist, und dann sind ja auch Sportler genug. Deswegen sind wir ja auch also von dem Grundgedanken Sport for all, also Judo für alle, sport für alle, eben ausgehend, dass wir sagen, wir einigen uns auf etwas. Ich komme nochmal zurück zu diesem Gag mit der Teebeutel-Weltmeisterschaft. Wenn du jetzt mit dem Kaffee dann da antreten würdest, dann wäre das klar, das geht nicht. Natürlich würdest du 500 Gramm Kaffee weiterwerfen als ich einen Teebeutel. Und so muss man sich manche Regeln angucken bei der IGF und sich wirklich die Frage stellen was hat das noch mit Judo zu tun? Oder waren da irgendwelche Sportfunktionäre, die selber als Wettkämpfer nie auf der Matte gestanden haben und haben sich einfach mal da schriftlich ausgelassen?
Oliver
00:45:35
Jetzt habe ich mir noch einen Punkt rausgesucht bei diesen Wettkampfregeln Das ist immer so ein Trigger-Thema, so ein Reizthema bei den Judo-Veteranen, die ja jedes Jahr auch auf Europameisterschaften, weltmeisterschaften fahren. Und du musst ja alle zwei, drei Jahre gibt es ja wieder eine neue Homologisierung der Judo-Anzüge, und du musst dir dann wieder einen neuen Judo-Anzug kaufen. Das heißt, du hast dann ja alle paar Jahre Ausgaben für nur einen Anzug Und nicht nur einen, sondern du musst ja weiß und blauen Anzug haben. Und wie habt ihr das jetzt bei euch geregelt, wenn jetzt auch verschiedene Judo-Stile antreten oder die Leute auch mit ihren Anzügen kommen, was habt ihr da Strenge Vorgaben? Messt ihr da auch mit dem Sokutai-Ki nach, oder gibt es da Einschränkungen? im Judo-Anzug Darf es eine Panzerjacke sein, oder darf man mit einem Karate-Anzug antreten?
Stephan
00:46:21
Also, ich sag mal, wenn du keine Knöpfe hast warst, könntest rein theoretisch mit einem Jeansanzug kommen, irgendwie nein, also, wer sich alte Videos anguckt von Kano oder von Mifune, sieht ja, also, die haben Anzüge da in ihren Schwarz-Weiß-Videos. Da würden die beim DJB oder sonst wo nicht auf die Matte mitgelassen worden sein. Also, und da wir ja ernsthaft diese Kampagne Judo für alle schon seit über 20 Jahren sehen, ist Kampagne Judo für alle schon seit über 20 Jahren sehen, ist das bei uns nicht der Fall. Wie gesagt, du kannst auch mit einem Anzug aus dem BJJ kommen, der von was weiß ich wie viel Aufnähern zusammengehalten wird. Du kannst, was man so in Deutschland Hochwasser nennt die Hose ein bisschen zu kurz haben. Also wir messen das nicht nach. Sei mal, solange du jetzt da nicht eher mit einer Weste da bist, oder mit einem Anzug aus dem Karate oder Taekwondo, den wir bei den Männern wahrscheinlich innerhalb von Sekunden als Weste sehen würden auf einer Wettkampffläche, dass die Ärmel abgerissen werden, weil die Anzüge eben dafür nicht gemacht sind. Also, wir gucken schon, was ist tauglich. Da gibt es aber eine große Toleranz, Und ich persönlich habe auch schon Anzüge an Wettkämpfer verliehen, also entweder vom Verein Leihanzüge, dann dabei gehabt bei der Veranstaltung, oder auch einen eigenen Anzug, den ich noch in der Tasche hatte, jemandem geliehen, wo ich einfach gesagt habe so, ich gönne ihm, dass das mitmacht bei unserer Veranstaltung, und der hat jetzt nichts Adäquates. Nee, also bei uns steht das gar nicht im Vordergrund, da irgendwie so ein Schaulaufen zu veranstalten, sondern Judo steht bei uns im Okay, also Patches und Rückennummern, da gibt es keine Einschränkungen.
Oliver
00:47:46
Nein, das tolerieren wir, alles Okay. Und noch den letzten Punkt aus den Wettkampfregeln, der mir auch noch aufgefallen ist. das ist ja auch immer so ein Thema bei Veranstaltungen, bei Olympia war es ja auch zu sehen, wurde ja auch Shido-Game genannt, wegen der vielen Bestrafungen, und viele Kämpfe wurden ja auch nicht durch technisches KO erzielt. Nicht durch technisches KO erzielt, sondern halt durch Bestrafungen, unglücklicherweise, zu Unrecht teilweise. Und bei euch ihr habt jetzt aber, obwohl ihr traditionelles Judo vertritt, habt ihr jetzt nicht die Wertungen wie Koka und Yuko drin oder Kinsa Wobei Kinsa kenne ich tatsächlich auch gar nicht, muss noch vor meiner Judo-Zeit gewesen sein Ihr habt aber die Strafe Chui und Kaikoko.
Stephan
00:48:28
Das ist wohl einmal Juko für den Gegner, einmal Wasserari für den Gegner. Das haben wir tatsächlich in der Deutschen Judo-Föderation so nicht, und es wird auch in den unterschiedlichen nationalen Mitgliedsverbänden auch teilweise unterschiedlich geregelt. Aber wir waren zum Beispiel als Deutsche Judo-Föderation der erste Verband weltweit, der auf Koka und Juko verzichtet hat, und ich will auch gleich mal kurz die Definition dann auch der Wertung erklären, also warum das aus meiner Sicht auch logisch und richtig war, diese Entscheidung damals schon so zu fällen. Weil es gibt traditionell eine Definition für E-Porn, dass du die richtige Technik zum richtigen Zeitpunkt, richtig und kraftvoll ausführst. Das sind vier Punkte, die müssen erfüllt sein. Dann ist das kein Unfall, sondern wirklich eine gewollte, beabsichtigte Technik. Jetzt komme ich wieder zum Vergleich zum Billard, dass du die schwarze Acht nicht aus Versehen irgendwo einlochst, sondern dass du vorher sagst, wenn du damit das Spiel abschließen willst, oben rechts oder unten links, und dann geht die auch genau dahin. Das ist also Beherrschung sozusagen der Kampfkunst, und dafür gibt es bei uns einen Ipon. Wenn es, sage ich mal, so ist, so halb zog es ihn, halb, sank er hin, irgendwie so, dann kriegst du bei uns nicht mal einen Blumentopf nach dem Turnier, also da gibt es nichts für Also Koka Yuko, das war lustig, das haben wir übergangsweise bei Kindern noch gelassen, um die überhaupt zu animieren, eben mehr zu riskieren, ein klareres Judo dann auch an den Tag zu legen. Und das machen wir seit 20 Jahren so im Bereich der Deutschen Judo-Föderation, dass wir sagen nee, also, wir wollen einen Ippon sehen, am liebsten. Und wenn du einen von diesen vier Punkten nicht ganz erfüllst, weil der Gegner sich halt auch Mühe gegeben hat, der dreht sich irgendwie weg, was weiß ich. Also, der Zeitpunkt war vielleicht doch noch nicht perfekt. Dann gibt es eben Vasari no-transcript. Und wenn wir aber irgendwann sehen, das ist so, wenn du Tante Uschi noch 33 Mal Ketchup in die Haare schmierst, dann wird die langsam böse. Das heißt, das hat so inflationär, so mit der Verwarnung, dass da einer sich ständig leicht unsportlich verhält, aber einfach nicht zur Besinnung kommt, den stelle ich dann auch unter die Dusche. Dann sage ich immer dann bist du ja nicht richtig, egal wo du herkommst.
Oliver
00:50:50
Ja, stefan, jetzt bist du ja schon 57 Jahre alt, und du hast im Vorgespräch auch gesagt, du bist jetzt schon seit über 50 Jahren 53 Jahre müsste es jetzt sein schon auf der Matte. Ich hatte jetzt in den vergangenen Folgen auch die Langebrüder aus Hamburg, die haben zusammen über 150 Jahre auf der Matte, und ich finde es ja immer spannend, dann nachzufragen wie hat sich das Judo entwickelt, oder wie bist du noch zum Judo gekommen? Also, weißt du noch, wie du zum Judo gekommen bist.
Stephan
00:51:14
Ja, ich war also vier Jahre alt, und es gibt in Essen immer noch die Sportschule Samurai Essen. Also, die hat über Jahrzehnte hinweg einfach super Judo und andere Sportarten angeboten, hatte auch den Service mit dem Kinderabholdienst. Also, wenn meine Eltern keine Zeit hatten, mich zum Training zu bringen, dann gab es damals so einen VW-Bus, so einen ganz alten ich sage mal heute T2, der da rumgefahren ist und die Kids in den Stadtrandgebieten von Essen eingesammelt hat, in den Stadtrandgebieten von Essen eingesammelt hat. und ja, ich habe also ganz tolle Trainer da direkt gehabt und kennengelernt, und von daher, ich habe ein paar Vereinswechsel dann auch noch mitgemacht. aber ich bin dadurch, dass das von Anfang an auf einem guten Niveau gemacht worden ist, also zum Beispiel von Dieter Bruns und Ralf Drexler, die also Judokas kennen könnten, aus Essen, habe ich gleich da Fuß gefasst und bin da diesen Weg do an Judo gegangen und bin dem bis heute treu geblieben. Ich habe hinterher andere Menschen kennenlernen dürfen, wie Norbert Kraft, der leider nicht mehr lebt, die mir auch vielen mitgegeben haben, dass ich für mich sagen würde, so Lichtgestalten, denen ich immer wieder begegnen durfte, wie auch Jürgen Hatzky, der ja in Bocholt ein tolles Judo anbietet, oder André le Capitaine aus Belgien. Ich könnte jetzt, sage ich mal, eine Stunde lang. Namen aufzählen, sodass ich hoffe, solange ich lebe und laufen kann, gehe ich auch auf die Matte, und ich liebe Judo.
Oliver
00:52:39
Jetzt machst du aber nicht nur Judo. Du hast mir im Vorgespräch noch erzählt, in welchen Kampfstilen du noch ausgebildet bist und graduiert bist. Ich kann die jetzt gar nicht aufzählen, weil ich die tatsächlich noch nicht mal kenne. Teilweise Kannst du die vielleicht gerade noch mal aufzählen.
Stephan
00:52:52
Ja, das liegt aber daran, das habe ich Mitte des Gesprächs eben gesagt. Also, wenn man über den Tellerrand guckt und die Toleranz an den Tag legt, eben auch zu sagen, also Kaffee wird auf der ganzen Welt mit Wasser gekocht, und das eine oder andere, weiß man gar nicht, ob das jetzt sie aus dem Pankration über die Seidenstraße nach China und anschließend nach Japan gegangen ist mit dem Judo, oder ob das andere entwickelt, oder also, wenn man das jetzt für sich nicht in Anspruch nimmt und nicht sagt, so meiner ist länger als deiner, irgendwie so, dann landet man konsequenterweise auch also regional unterschiedlich, möglicherweise auch bei anderen Kampfsportarten oder Kampfkünsten. Und ich hatte einfach das Glück, dass ich viele japanische Kampfkünste in meinem Leben kennenlernen durfte, die auch weiter betrieben habe, und bin auch deswegen stolz auf die Bewegung, die wir mit der MAA aufgebaut haben, dieses Miteinander statt Gegeneinander, dass wir da eben, wie gesagt, bewusst über den Tellerrand gucken und betreibe eben auch noch japanisches Jiu-Jitsu und Jujutsu, aikijutsu und Shinbudo Und ja das Taiji-Ryo noch, also wo die meditativen Ansätze noch sind. Ich bin auch überall graduiert und organisiert, und bei uns im Verein wird es auch gemacht, und wenn man mal in irgendwelche anderen Regionen kommt und Leute besuchen kann, dann ist das auch einfach schön. Es muss nicht immer Judo sein.
Oliver
00:54:04
Was hat sich aus deiner Sicht in den letzten 50 Jahren Judo so in Deutschland entwickelt? Ich habe jetzt aus Hamburg schon erfahren von den Langebrüdern. Und jetzt kommst du aus einer anderen Ecke. Hast du da schon immer gewohnt Ich?
Stephan
00:54:14
bin gebürtig aus Essen, also, deswegen hatte ich ja Kontakt eben in meiner Entwicklung, also Samurai-Essen, jz-essen, steele, psv-e, nippon, essen und so weiter, bin dann, sagen wir mal, aus familiären Gründen dann irgendwann am Niederrhein gelandet und habe aber in Essen und auch an anderen Wirkungsstätten auch heute noch aktive Vereine oder Abteilungen gegründet und habe immer das Judo im Vordergrund gesehen. Also 1993 habe ich in Essen beim Kupferdreh, beim TVK die Judo-Abteilung gegründet, zum Beispiel, und habe mir da über Verbandspolitik überhaupt keine Gedanken gemacht. Also, und das ist, glaube ich, in den 2000er Jahren mal ziemlich wichtig gewesen und hat ziemlich viel vor die Wand gefahren. Es hat ja auch lange Rechtsstreit gegeben zwischen dem Deutschen Dahn-Kollegium auf der einen Seite, die ja den DHB gegründet haben für den Sportverkehr, und anschließend vom DHB sozusagen gekündigt worden sind. Also dann später, als es dann nach der Wiedervereinigung um den Aufbau von anderen Strukturen, dann ging, diese Sachen, die waren hässlich, die waren überhaupt nicht gut fürs Judo. Ich habe auch über den Tellerrand geguckt. Also zum Beispiel mit der IBF also, die der Herr Niering also aus Duisburg gegrundet hatte, fand er immer über die Jahre, dass da jahrzehntelang auch ein toller Judo-Wettkampfsport kultiviert worden war. Man hätte mir immer gewünscht, dass diese Sachen weniger wichtig sind als das Do, und das ist, wenn ich was sagen muss, in der trauriger Weise eben über zwei Jahrzehnte nicht so gut gelaufen.
Oliver
00:55:40
Waren die anderen Kampfsportarten, die du dich auch weitergebildet hast oder graduiert bist, damals auch schon so populär, oder wann bist du zu den Kampfstilen gekommen?
Stephan
00:55:49
Nein, also, ich würde sagen, kampfsport oder Kampfkunst, das weißt du ja auch, weil du ja deinen Podcast nicht mit mir jetzt gestartet hast. Wir sind ja sowieso Randsportler, und so würde ich das auch sagen. Es gibt ganz tolle Stile, die regional oder national betrieben werden, die einfach trotzdem attraktiv sind und lehrreich und ganz toll. Und nee, das war mir eigentlich immer egal. Also, ich habe bestimmte Dinge einfach wissen wollen von der Entwicklung her. Also, wenn du dir jetzt vorstellst, du hast eine Selbstverteidigungssituation, also Judo ist ja auch mehr als nur ein Wettkampfsport. Judo ist ja ein pädagogisches System, ist eine Kampfkunst, hat auch mit Selbstverteidigung zu tun und dergleichen. Also dann landest du automatisch, wenn du dich über solche Sachen dann auch informierst, dann landest du beim japanischen Jiu-Jitsu, beim Tenshin-Ryo, daito-ryo, yoshin-ryo, bei den anderen, die man jetzt auch alle gar nicht in der kurzen Zeit aufzählen kann, und siehst dann Parallelen dann auch zum Kenjitsu, zum Karate, zum Aikido, judo und so weiter. Da sind viele Dinge, da hast du die gleiche Bewegungsaufgabe, sag ich jetzt mal, und du kannst mit den unterschiedlichen Stilen unterschiedlich reagieren. Man isst ja auch nicht jeden Tag Pizza oder jeden Tag Grünkohl oder so, und es gibt einfach auch keine Pass-Pas-Tu-Technik, die bei jedem Gegner in jeder Situation irgendwie die Lösung bringt, und dann ist es toll. Also finde ich, solange man körperlich und geistig die Gelegenheit hat, auch mal zu sagen ey, ich hätte das jetzt so gemacht, wie machst du das?
Oliver
00:57:09
Jetzt haben wir die ganze Zeit über traditionelles Kodokan-Judo geredet, über die Wettkampfregeln, was eure Ziele sind, wie ihr gerne das Judo gestalten wollen würdet. Nicht alle kennen jetzt natürlich dieses Kodokan-Judo. Viele sind ja, so wie ich, jetzt in Nationalverband organisiert, landesverband, und kennen halt nur die Prüfungsordnung und Wettkampfregeln von dort Kannst du vielleicht nochmal aus deiner Sicht beschreiben den Unterschied zwischen dem traditionellen Kodokan-Judo und dem normalen Judo, was so häufig praktiziert wird.
Stephan
00:57:47
Also es fängt an, wenn wir uns alleine Europa angucken, weil das erste Judo-Dojo, was gegründet worden ist, war ja in England. Also Koizumi ist nach England gegangen damals und hat die Engländer begeistert. Das erste Dojo ist von Nobby Clark in Sittingbourne gegründet worden. Bei den Franzosen, belgiern, niederländern war es Mikonosuke Kawaischi mit einer viel größeren Anzahl an Judo-Techniken, die der da vermittelt hat, judo-techniken, die der da vermittelt hat. Deutschland hatte eben dieses unsägliche Bündnis zwischen dem Deutschen Reich und dem japanischen Kaiserreich. Natürlich war Kano dann auch in Deutschland, und deswegen haben wir hier einen größeren Schwerpunkt auf dem von Kano entwickelten Kodokan-System. Aber es war immer so, dass verschiedene Leute aus dem Also Kodokan war ja ein Rat, Also ich weiß nicht, ob das vielen klar ist, das war ja nicht so also von einem, sag ich mal, judo-erfinder, wie das oft fälschlicherweise angenommen wird, so dirigiert, sondern Kano war sehr viel toleranter und offener mit seinen Leuten, die er wirklich als Kollegium in die Welt geschickt hat, und so haben die auch verschiedene Aspekte und Blickwinkel dann eben auch in die Welt getragen. Das ist das Tolle. Und wenn man wirklich sagt, wir wollen Judo für alle, und wir wollen Judo erhalten, auch als ein pädagogisches System, dann muss man einfach auch alles wieder akzeptieren, alles wieder zulassen und sagen, man verbietet nicht oder verteufelt nicht irgendwas, sondern man sagt, es gibt Einsatzbereiche für dieses oder jenes in dem Aspekt, aber wir sind trotzdem offen dafür. Also muss man wirklich open-minded sein, eben dafür für Judo. Und dann kam das auch in die Erziehungsberatung, in der ich beruflich tätig bin, zum Beispiel einfließen lassen. Ich habe ja eingangs gesagt, also mit den Präventionskursen, die ich drei Monate lang dann an Schulen gegeben habe, teilweise auch in sozialen Brennpunkten, da habe ich auch immer Kinder und Jugendliche erwischt. Teilweise haben die schon mit Sozialstunden, sage ich mal, das halbe Bein schon im Jugendgefängnis gehabt, und sie haben sich begeistern lassen vom Judo. Also raufen nach Regeln steht ja auf dem Lehrplan, und da ist das eine optimale Sache, also Judo oder japanisches Jiu-Jitsu oder brasilianisches Jiu-Jitsu einzusetzen, um Kindern zu sagen ey, du hast ein Kämpferherz, verprügel nicht irgendeinen Zwerg da hinten in der Nachbarstraße, sondern komm zum Training, lass dich weiterentwickeln mit all dem. Was machst du beruflich? Also, ich bin im Bereich Erziehungsberatung und Kommunikation tätig. Also ich arbeite an Familiengerichten entsprechend, dass ich also als Verfahrensbeistand beispielsweise Rachau für die Kinder bin, wenn die ja zwischen die Mühlsteine der Eltern geraten, die sich gerade scheiden lassen, sich das schwarz unterm Fingernagel nicht mehr gönnen. Ich habe auch viel mit häuslicher Gewalt zu tun, so beruflich, dass also Dinge da in Familien eskaliert sind, und also da ist so mein Hauptstandbein, und ich bin halt immer noch dabei, ja die Gewaltprävention noch in Bildungseinrichtungen zu tragen. Das hast du aber nicht immer gemacht oder Du warst mal Lehrer, hast du Ja. Also im Prinzip habe ich angefangen mit dem Projekt Friedenserzieher, und dann meinte ein Schulleiter also ich könnte das ja ganz gut mit den Kindern, mich könnte man ja mit 300 Kindern Naturlehrer einschließen, und nach einer halben Stunde ist Ruhe, und die lernen was bei mir, und so weiter. Ob ich nicht da noch entsprechende Eignungen nachweisen möchte Deutsch, sport, schwimmen, evangelische Religion an öffentlichen Schulen in NRW unterrichtet oder habe auch in Privatschulen gearbeitet. Also, ich habe als Vertretungslehrer in der ganzen Zeit also so mit Jahres oder Halbjahresverträgen gearbeitet, und das war immer für mich schön. Ich habe, glaube ich, alle Schulformen kennenlernen dürfen, also sämtliche Altersgruppen von Grundschulen, weiterführenden Schulen, im Bereich der Landwirtschaftskam, erwachsenen, bauern, also mit diesen Jungbauern zusammengearbeitet, was auch eine tolle Zeit war. Also, das war schön. Ja, deswegen habe ich auch die Vision, also den Gedanken voranzutreiben, also den Kano ja nicht mehr weiterdenken konnte aus biografischen Gründen Kampfkunst und Gewaltprävention also auch ein Schulfach sein sollten. Also ich stehe unheimlich auf die Pädagogik von Maria Montessori, und die hat jetzt nichts mit Judo zu tun gehabt. Aber jeder, der sich mit Montessori-Pädagogik beschäftigt hat auch weiß, wie die ortsunabhängigen Schulsysteme, zum Beispiel von Apple, laufen und eine Kampfkunst im Kopf hat, das zu kombinieren. Das ist ein Traum, an dem ich gerade arbeite, den zu verwirklichen.
Oliver
01:01:44
Jetzt habe ich auch bei meinen Recherchen gesehen du bist auf sehr vielen Webseiten unterwegs beziehungsweise hast du viele erstellt. Also du erzeugst ja sehr viel Content, also aufwendigen Content, professionelle Videos, die du bei YouTube hast du einen eigenen YouTube-Kanal noch hochlädst. Hast du da auch noch irgendwie Background? oder hast du da ein Mediateam bei all den Projekten, die du hast, oder machst du das auch noch selbst?
Stephan
01:02:06
Ich habe Kommunikationswissenschaften und Psychologie studiert und Politik und bin dann vor meinem Abschluss was ich später dann auch ein paar Mal bereut habe dass ich mein Diplom dann damals nicht gemacht habe. Damals hieß das noch Diplom, nicht so wie heute. Mit Bachelor und Master Bin ich von einem Headhunter in die Werbung geholt worden, habe für einen Weltkonzern gearbeitet als Produktionsleiter, und von daher ja, ich sage mal, das ist wie mit Radfahren und Schwimmen, wenn du Webseiten machen kannst, dann kannst du Webseiten machen. Also Gelernt ist gelernt und auch die Plakate auch für Mitgliedsvereine oder hier auch für unsere Dorfmannschaft im Fußball, die immer in der Oberliga spielt. Also da mache ich die Stadionzeitung no-transcript, indem ich die besucht habe. Ich bin total glücklich darüber, dass ich eine holländische Judo-Legende, Kees de Ma, besuchen konnte. Darüber ist ein Film entstanden, den wir sogar in Deutschland in Programmkinos gezeigt haben. Das war so 2011 bis 2013. Ja, also, ich muss dann jemanden fragen, ich kann das. Also, das ist halt aus meinem Berufsleben vor meinen Kindern. Ich habe die Werbung dann drangegeben, weil ich kein Bild am Kühlschrank sein wollte, wie man so schön sagt, Und da war. Lehrer sagen einfach geil, du hast ja Ferien. Also, wenn du hauptsächlich Sport und Schwimmlehrer bist, musst du auch nicht viele Klassenarbeiten vorbereiten. Die meisten Lehrer würden ja schimpfen, wenn die mir zuhören und sagen, die Sommerferien sind ja keine, ist ja nur unterrichtsfreie Zeit. Aber weißt du, ich habe ja meistens Sport und Schwimmen unterrichtet, und dann waren für mich Ferien, Ferien, Immer Augen auf bei der Berufswahl richtig. Ja, genau. Also, wenn du hinter irgendwas 40 Jahre am Bein hast, was dir überhaupt nicht gut tut, dann ist das keine gute Idee, glaube ich, auch Du hast gerade erzählt, du hast Bücher geschrieben.
Oliver
01:04:06
Kannst du ganz kurz erzählen, zwei, drei Sätze, worum es dabei geht?
Stephan
01:04:10
Ja, ich habe verschiedene Schwerpunkte rausgenommen. Einmal habe ich mit dem Chaka Media Verlag ein Buch rausgegeben, als die ganzen Diskussionen so unterhalb der Gürtellinie waren, wie ich so gesagt habe, wo ich Anfeindungen erlebt habe, die völlig unsachlich waren, unterstellungen erlebt habe, die völlig unsachlich waren. Dann habe ich das einfach mit mal von der Seele geschrieben. Das war, wenn du so willst, eigentherapeutisch, irgendwie so. Das ist aber trotzdem gut angenommen worden am Markt. Also, das wird demnächst eine neue Auflage bekommen im Eigenverlag von unserem Verband. Also, weil ich das nochmal ja, ich sage mal 2.0-Version nochmal rausbringe mit einer digitalen Anbindung eben. Also, der Weg geht weiter. Hatte das heißen dann, und der Punkt ist einfach ich habe gesehen, es gibt kein deutschsprachiges Kompendium, was die meisten Techniken angeht, und viele haben sich darüber beklagt, dass das erste Werk für 49 Euro damals auf den Markt gekommen ist. Aber auf der anderen Seite, wenn man sieht, dass ich da mit einem größeren Filmteam also durch Deutschland und die Niederlande gereist bin, um mit bekannten Kollegen dann auch entsprechend wirklich sämtliche Wurftechniken zu digitalisieren aus verschiedenen Blickwinkeln, mit entsprechend sprachlich klarer Definition also, die auch keinen Interpretationsspielraum zulässt, dann war das schon ganz schöne Arbeit. Und ja, also wird man ja sehen bei der nächsten Version, wie wir da noch qualitativ aufsatteln, also jetzt in den nächsten Monaten, das kommt also nächstes Jahr auf den Markt. Und dann habe ich andere Bücher geschrieben. Die hatten dann mehr den Schwerpunkt, auch was die Entstehung angeht. Die sind teilweise weiß das Kindle oder so Also auch oder als Apple-Bücher eben zu lesen. Also da gibt es ja diese iBooks-App, also da kann man die da entsprechend in den Bookstore runterladen, wenn man bestimmte Techniken oder bestimmte andere Schwerpunkte sehen will. Und dann habe ich jetzt während der Pandemie mir nochmal Gedanken darüber gemacht über das Ryoshinkai, also als Marke für die Synthese eben von Gewaltprävention und Kampfkunst, über den Amazon-Verlag, gerade ganz gut am Start, und aber auch das werde ich nochmal überarbeiten, weil das ist so, es gibt kein perfektes Druckerzeugnis. Wenn du mit hier tätig bist vielleicht hast du es mit deinem Podcast auch dass du dann denkst, wenn du das fertig hörst, hast du vorher an alles gedacht, und dann hörst du es auf dem Kanal und denkst ja, scheiße, die Frage hätte ich noch stellen können. Das hätte ich gerne nochmal zu Ende diskutiert, und so habe ich das immer mit den Publikationen, die ich im Laufe der Jahre entwickelt habe, dass ich dann dann kommt das Ding freust, dich machst einen Karton auf aus der Druckerei oder aus dem Verlag und denkst scheiße, also die eine Seite oder was weiß ich, irgendwie so, und dann weißt du direkt okay, mach ich nochmal besser. Also, von daher wird da auch immer noch mehr kommen.
Oliver
01:06:44
Stefan, jetzt sind wir schon am Ende. Ich glaube, da gibt es noch so viel zu erzählen. Ich bin auch wirklich neugierig, ob der Weltjudo-Verband sich dann noch weiterentwickelt. Ich werde es auf jeden Fall weiter verfolgen. Sicher wirst du mich auch mal bei den German Open antreffen. Ich denke, auch viele Ü30-Veteranen Judo-Veteranen, die jetzt dem Podcast zugehört haben, sind auch aufmerksam geworden auf diesen German Open Turnier, was dort in Schermbeck oder Buchholz stattfindet. Das ist ja jetzt im Oktober und nächstes Jahr im Juni. Die Ausschreibung findet ihr selbstverständlich auf youtubeplus30.com, und ansonsten bleibt gesund, macht's gut und bis auf der Matte irgendwann.
Stephan
01:07:20
Ja, prima, das wollte ich dich gerade fragen, ob ich noch eine Sache zu den Senior Turnieren sagen darf. Wir haben zum Beispiel gerade in Vorbereitung so einen Four Nations Cup sozusagen, jedes Jahr mit wechselnden Nationen teilweise auch dann also Deutschland richtet die dann aus die Deutsche Judenföderation, aber beim nächsten Mal sollen zum Beispiel Ü35-Wettkämpfer und Älter eben aus England, den Niederlanden und Frankreich oder Belgien dabei sein. noch und so wollen wir das also in den Jahren darüber hinaus auch führen, und wir werden auch ein Ü35 Turnier anbieten, also mixt sozusagen, wie es in anderen Sportarten auch sich schön entwickelt hat, eben dass also ein Mann und eine Frau zusammen ein Team bilden, solche Dinge. und wir wollen das denken auch gerade noch über entsprechend andere Formen nach, die attraktiv sein könnten, vielleicht auch, dass man auch Generationen antreten lässt, dann zum Beispiel Papa und Tochter wäre zum Beispiel, oder Vater und Sohn, solche Sachen eben. Und ja, das kann man eben alles in der Agenda von unserer Webseite dann eben finden, und auch darauf freue ich mich, auf diese Veranstaltungsform, und dann danke ich dir nochmal für deine Fragen. Also, wie gesagt, du hast mich auch teilweise inspiriert, noch den einen oder anderen Gedanken, den ich schon ewig im Kopf habe, nochmal frisch zu denken.

Feedback geben

Dir gefällt der Podcast und Du möchtest das mal loswerden? Du hast Tipps für neue Themen oder magst über den Inhalt bestimmter Folgen diskutieren? Dann wähle im Formular die jeweilige Episode aus und schreib mir eine Nachricht. Vielen Dank für Dein Feedback!

Mit einem Klick auf "Nachricht absenden" erklärst Du Dich damit einverstanden, dass wir Deine Daten zum Zwecke der Beantwortung Deiner Anfrage verarbeiten dürfen. Die Verarbeitung und der Versand Deiner Anfrage an uns erfolgt über den Server unseres Podcast-Hosters LetsCast.fm. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt. Hier kannst Du die Datenschutzerklärung & Widerrufshinweise einsehen.

★★★★★

Gefällt Dir die Show?
Bewerte sie jetzt auf Apple Podcasts